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Stillgelegtes Betonwerk wird zu „Sugar Mountain“ // Ausgabe 1/2021

Der Berg ruft!

Drei Münchener Größen der Kultur- und Eventszene verwandeln das ehemalige Heidelberger Betonwerk an der Helfenriederstraße in ein Kunst- und Kulturprojekt und möchten damit einen positiven Beitrag zur Stadtentwicklung in München leisten. HeidelbergCement unterstützt diesen Transformationsprozess mit CO2-optimierten Beton für die Außenplätze.

Infrastruktur

Bild: www.this-is-really-happening.de

2017 lieferte das Heidelberger Transportbetonwerk im Münchener Ortsteil Obersendling das letzte Mal Beton. Über ein halbes Jahrhundert lang war das Werk in Betrieb und produzierte dabei ungefähr fünf Millionen Kubikmeter des Baustoffs. Auf dem großen Areal befanden sich vier Transportanlagen, von denen zwei das benachbarte Fertigteilwerk per Kübelbahn mit versorgten. Um das Werk weiter betreiben zu können, hätte es komplett erneuert werden müssen, was sich aufgrund der angrenzenden Wohnbebauung als schwierig erwies. Deshalb verkauften die Heidelberger das alte Werk und entschieden sich für einen Alternativstandort. Vier Jahre wartete die Industriebrache darauf, von dem Münchener Trio bestehend aus Lissi Kieser, Michi Kern und Gregor Wöltje wiederentdeckt zu werden. Spektakuläre Zwischennutzungen wie zum Beispiel „The Lovelace“ ein Pop-up-Hotel in den ehemaligen Räumen der HypoVereinsbank-Zentrale, oder die Umwandlung einer ehemalige Reithalle zum „Utopia“ haben sie in München bekannt gemacht. Zwischennutzungen können ein wichtiges Element im Rahmen einer Umnutzung von Industriebrachen oder ähnlichen Arealen sein. So ist die Industriebrache nicht nur Symbol für ein Problem, sondern auch Teil seiner Lösung.

Nun also „Sugar Mountain“. Gregor Wöltje kennt das alte Werk vom Vorbeifahren. Es fällt durch seine großen Tragarme schon von weitem auf. Der Werksturm mit circa 40 Meter Höhe macht einen brutalistischen Eindruck. Auch die Halle selbst, mit ihren 14 Meter hohen Toren, trägt innen wie außen dazu bei, dass man sich in die Industriekultur der 1950er Jahre zurückversetzt fühlt. Diese Art von Architektur ist in München selten und schon daher besonders.

Das gesamte Werksgelände war bei der Erstbesichtigung mit Betonstaub überzuckert. Die Industrieanlage wirkte wie ein imposanter Berg, eben „Sugar Mountain.“ Im Zentrum steht die 1.750 Quadratmeter große Halle, in der sich die „Super Structure“, ein Spielort für Theater, Musik, Tanz, zeitgenössische Kunst, Kulturfestivals, Film und vieles mehr befindet. Die Halle hat einen großen Vorteil: Sie ist auch tagsüber lichtdurchflutet, wodurch sich das diffuse Licht besonders für Kunstausstellungen eignet. Gregor Wöltje: „Wir haben die Halle schon komplett hergerichtet, die Tauben vertrieben und ein Licht- und Tonsystem angebracht.“

Im Innenbereich der Halle ist eine begehbare Landschaft aus Stegen und Bühnen entstanden. Das Wegesystem hat eine Höhe von 50 Zentimetern und erinnert an eine Art Catwalk. Dadurch sollen sich Besucherinnen und Besucher fühlen, als würden sie durch die Halle schweben. Die Konstruktion verbindet Gerüstbau- und Bühnentechnik. Die vielen farbig gestalteten Platten, die auf der Grundkonstruktion befestigt sind, zaubern einen buntfarbigen eigenen Kosmos. Gestaltet ist die „Super Structure“ von zeitgenössischen Künstlern.

Für die Außenanlagen, speziell für die Sportfelder benötigen die Initiatoren natürlich sehr viel Beton. Die ehemaligen Eigentümer, die Heidelberger Beton München, stellt für die Transformation der Industriebrache zur kulturellen Zwischennutzung, 130 Kubikmeter CO2-optimierten Beton zur Verfügung. Das ist ein Beton mit reduziertem Klinkeranteil, denn die Klinkerherstellung ist besonders emissionsintensiv. Marcel Metzger, Gebietsleiter München von Heidelberger Beton, erklärt: „Es ist uns ein Anliegen dieses außergewöhnliche Projekt mit nachhaltigen Produkten zu unterstützen. Auch unser Unternehmen befindet sich derzeit in einem großen Transformationsprozess. In einer Welt, die Klimaneutralität anstrebt, wollen wir Branchenführer auf dem Weg zur CO2-Neutralität werden.“

Das rund 7.500 Quadratmeter große Außengelände bietet seinen baldigen Besuchern viel. Vorgesehen ist ein großer Basketballplatz, genannt „Art-Yard“, mit einem Betonboden, der von einer bekannten Streetart-Künstlerin zu einem begehbaren Kunstwerk gestaltet wird. Bewegungsfreudige können sich auch über ein Skate Field freuen, eine zusammenhängende Fläche mit Hügeln, Hängen, Kanten und Vorsprüngen, die sich wie eine Landschaft erstreckt. Für Bewegungsmuffel werden festinstallierte Touch-Schachtische und Fingerskating angeboten. Auch einen trendigen Ping-Pong-Park, in dem Jung und Alt Spaß haben können, und noch vieles mehr bietet der „Sugar Mountain“.

Die Eröffnung von „Sugar Mountain“ ist noch im ersten Halbjahr 2021 geplant. Ein Hoffnungsschimmer für alle pandemiemüden Münchner, denn auf dem großzügigen Außengelände werden allerlei Aktivitäten auf Abstand möglich sein. Die drei Initiatoren haben die Halle so gestaltet, dass auch in Corona-Zeiten Veranstaltungen möglich wären. Durch die Höhe der Räume besteht eine gute Luftzirkulation und die Tore können komplett geöffnet werden.

Das Projekt Sugar Mountain zeigt eine gelungene Transformation einer verlassenen Industriebrache zu einem vielversprechenden Kunst- und Kulturort. Für die Zwischennutzung werden ungefähr zwei Jahre eingeplant. In dieser Zeit wird das Projekt für die Stadt München sicherlich einen positiven Beitrag zur Stadtentwicklung leisten. Das Fabrikgelände, das einem Investor gehört, wird den Initiatoren für die Zeit der Zwischennutzung kostenlos überlassen. Danach wird ein modernes Stadtquartier folgen. Gregor Wöltje: „Die Außenflächen werden auch dann noch bespielt, aber vielleicht nicht ganz in der Größenordnung. Lifestyle, Kultur und Sport sollen bleiben und das lebendige Herz des Quartiers werden.“ Mit „Sugar Mountain“ entsteht in München ein Freiraum für Kunst und Kultur, der von vielen wohl schon sehnlich erwartet wird – lässt einem die dicht bebaute Stadt doch oft nur wenig Platz zum Durchatmen und Austoben.

Text: Melanie Kotzan

Podcast "BETONt" - Der Berg ruft

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Objektsteckbrief

Projekt: Sugar Mountain, Zwischennutzung eines ehemaligen Betonwerks für Kunst und Kultur, München

Initiatoren: Lissi Kieser, Gregor Wöltje und Michi Kern

Lieferwerk: Heidelberger Beton GmbH, Gräfelfing

Beton: C30/37, XC4, XF1, WF, F3

Projektdetails: 7.500 Quadratmeter Außenfläche, Infrastrukturfür circa 5.000 Personen

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